
Psychoendokrine Regulation von Hunger und Sättigung
Sprecher der Arbeitsgruppe
Prof. Dr. med. Andreas Stengel
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Autor: Andreas Stengel
Adipositas stellt mittlerweile weltweit ein großes Problem für die Betroffenen selbst aber auch für die Gesundheitssysteme dar. Assoziierte Erkrankungen umfassen die arterielle Hypertonie, Dyslipidämie, Diabetes mellitus 2, verschiedene Malignome wie das kolorektale Karzinom und das Pankreaskarzinom aber auch diverse psychische Erkrankungen, wie Depression, Distress-Syndrome und Angsterkrankungen. Darüber hinaus spielen Störungen des Essverhaltens eine wichtige Rolle. Aktuell sind in Deutschland ca. 65% der Männer und 55% der Frauen übergewichtig (Body Mass Index, BMI > 25 kg/m2) oder adipös (BMI > 30 kg/m2). Die Prävalenz der morbiden Adipositas (BMI > 40 kg/m2) ist stark ansteigend. Momentan gilt die chirurgische Intervention (bariatrische Chirurgie) als einzige langfristig effektive Behandlungsmethode für die morbide Adipositas. Vor diesem Hintergrund werden effektive konservative Behandlungsstrategien dringend benötigt. Ein besseres Verständnis der Regulation von Hunger und Sättigung erlangt daher besondere Bedeutung.
Interessanterweise gibt es nur ein Hormon, welches im Gehirn wirkt um die Nahrungsausnahme zu stimulieren, aber im Magen-Darm-Trakt produziert wird. Dieses Hormon, Ghrelin, wurde vor etwa 10 Jahren beschrieben und hat aufgrund dieser einzigartigen Rolle viel Aufmerksamkeit erfahren. Auch unsere Gruppe hat sich in der letzten Dekade intensiv mit diesem Hormon beschäftigt, wobei die physiologische Rolle von Ghrelin, pathophysiologische Abweichungen bei Adipositas, sowie der mögliche therapeutische Einsatz von Ghrelin oder Ghrelin-Blockern bei Essstörungen im Fokus standen.
Ghrelin wird vorrangig im Magen in hochspezialisierten endokrinen Zellen, den sogenannten X/A-ähnlichen Zellen gebildet. Diesen Zellen wurde aufgrund der Produktion von Ghrelin lange Zeit die Stimulation der Nahrungsaufnahme zugeschrieben. Unsere Arbeitsgruppe entdeckte jedoch kürzlich ein weiteres Produkt dieses Zelltyps, Nesfatin-1, welches die Nahrungsaufnahme hemmt. Vor diesem Hintergrund wird nun der X/A-ähnlichen Zelle eine duale Rolle in der Nahrungsaufnahmeregulation zugesprochen, eine Funktion, die im menschlichen Körper bisher einzigartig wäre.
Aus diesem Grund haben wir in den letzten Jahren die verschiedenen Peptidprodukte dieser Zelle genauer untersucht. Hierbei liegt unser besonderer Fokus auf translationalen Studien, welche von molekularbiologischer Arbeit, über das Tiermodell bis hin zu Untersuchungen beim Menschen reichen. Ziel ist eine genauere Beschreibung der Regulationsmechanismen der Nahrungsaufnahme, die Korrelation mit testpsychologischen Erhebungen, die Identifikation von möglichen Krankheitsprädiktoren (Bio- und Psychomarker), sowie die Entwicklung neuer Therapieansätze für essgestörte Patientinnen und Patienten.
Bei Interesse bezüglich einer Promotion oder bei Kollaborationswünschen kontaktieren Sie bitte Prof. Dr. med. Andreas Stengel.
Aktuelle Studien
- Rolle des Hormones Nesfatin-1 im Stresserleben von adipösen und essgestörten Patientinnen und Patienten
- Peptidveränderungen bei adipösen und essgestörten Patientinnen und Patienten in Zusammenschau mit testpsychologischen Erhebungen
- Perioperative Hormonveränderungen bei adipösen Patientinnen und Patienten im Zuge bariatrischer Chirurgie
- Rolle von Irisin in der Mediation der Hyperaktivität bei Anorexia nervosa
- Etablierung einer neuen, effektiveren Blutverarbeitungsmethode beim Menschen
- Beeinflussung der Nahrungsaufnahmemikrostruktur durch Produkte der X/A-ähnlichen Zelle
Möglichkeiten der Kollaboration
- Bestimmung der Mikrostruktur der Nahrungsaufnahme im Tiermodell
- Verhaltensbiologische Untersuchungen im Tiermodell
- Hormonelle Analyse auf Peptid-/Protein- (ELISA, RIA, Western blot) und mRNA-Ebene (PCR)
Aktuelle Forschungsförderung
- Universitäre Forschungsförderung
- DFG
- Sonnenfeld Stiftung
Arbeitsgruppensprecher
Wissenschaftliche Mitarbeiter
Medizinisch-technische Angestellte
Doktoranden
Cand. med. Tiemo Friedrich
Cand. med. Johanna Köhler
Cand. med. Stephanie Kühne
Cand. med. Celine Lehmann
Cand. med. Nils Mönnikes
Cand. med. Jana Raue
Cand. med. Martha Schalla
Cand. med. Selina Schaper
Cand. med. Sophie Scharner
Cand. med. Pauline Teuffel
Cand. med. Elena Weibert
Cand. med. Ellen Wölk
Kollaborationspartner
Prof. Dr. Bertram Wiedenmann, Gastroenterologie, Charité Berlin
Prof. Dr. York Winter, NeuroCure, Charité Berlin
Prof. Dr. Hubert Mönnikes, Martin-Luther Krankenhaus, Berlin
Prof. Dr. Dr. Yvette Taché, UCLA, Los Angeles, USA
Prof. Dr. Nils Lambrecht, UCI, Los Angeles, USA
Prof. Dr. Pierre Déchelotte, Rouen, Frankreich
Prof. Dr. Guillaume Gourcerol, Rouen, Frankreich